PAUL SPITTLER
Inszenierung | Theater | Lehre
ADAM UND DIE DEUTSCHEN (DIE MÜHLE)
Ein Traumspiel von Tine Rahel Völcker
Uraufführung
Premiere am 30. Juli 2021 | Die Andere Welt Bühne Strausberg
Tereza wohnt mit ihrem Sohn Adam in einer Wohnung in der polnischen Stadt Z. an der Obra. Hier erholen sich deutsche Kurgäste, während die polnische Jüdin Tereza, deren Familie Vertreibung und Mord im Zweiten Weltkrieg durch die Nationalsozialist*innen erfuhr, ruhelos im Gedankenhaus ihrer Erinnerungen wandelt. Entsorgt er tagsüber ihren Müll, liest Adam nachts deutsche Tourist*innen in den Kneipen auf. Er nimmt sie unter den wachen Augen seiner der Deutschen müden Mutter zu sich nach Hause. Teilt Bett und Bigos mit ihnen. Adam sucht die Deutschen, Adam will mit ihnen feiern. Sein Fest der Versöhnung.
»Wundert euch nicht. Das folgende Drama ist vom ersten Auftritt an irreal und unglaubwürdig. Das muss so sein, denn es handelt sich bei dem Stück um zwei Träume. Auch der Zuschauerraum ist ein Traum (und er besonders). Ein Traum benötigt kein Publikum im klassischen Sinn. Er wünscht so weit ich das beurteilen kann nur eines: Gehör zu finden in einem intimen Raum und einer Gemeinschaft, die Intimität verträgt.« Tine Rahel Völcker - Vorwort zu "Adam und die Deutschen"
Spiel: Inés Burdow, Chris Eckert, Thomas Schimanski & Melanie Seeland
Inszenierung: Paul Spittler
Bühne: Matthias Merkle
Kostüme: Sophie Leypold
Musik & Sound: Jonas Albani
Dramaturgie: Juliane Logsch
Ausstattungsmitarbeit: Nadine Baske
Fotos: Marc Bluhm
PRESSESTIMMEN
"Tine Rahel Völcker zeichnet mit den ineinander verschränkten Szenen, von der Mutter aus dem Off kommentiert, ein differenziertes Bild des historisch zerworfenen Verhältnisses zwischen Deutschen und Polen. Sie gibt den Deutschen auch eine Chance, nach Schuld zu suchen. [...] Beifall und Blumen vom Publikum lohnten eine bewegte und bewegende Inszenierung [...]. Die vor allem von der Mutter wie in Traumsequenzen ergreifend und mitunter in lakonisch gebrochenem Pathos berichteten Ereignisse der Vorkriegszeit, der Gegenwart, den 1960er-Jahren, der Wahl Karol Wojtylas zum Papst 1978, dem deutschen Überfall 1939, der Vertreibung von Juden nach Polen 1938, derer erneuten Verfolgung und der Nachkriegszeit lassen den Zuschauer ebenso wie ihren Sohn Adam innerlich nicht zur Ruhe kommen." Jens Sell / Märkisch Oder Zeitung
"Obwohl sie so unterschiedliche Hintergründe und Geschichten haben, ist allen Figuren im Stück gemeinsam, dass sie sich immer nur in ihren eigenen Mühlen um sich selbst drehen, ohne Aussicht auf Ausbruchsmöglichkeit und/oder Vorankommen. Man möchte die Geschichte gern als dystopisches Gespenst abtun, doch bedauerlicherweise ist das Stück sehr nah an der Realität. Es ist natürlich unbefriedigend, mit einem Ende konfrontiert zu werden, in dem keine der Personen in irgendeiner Form weiterkommt. [...] Die kleine Hoffnung, die „Adam und die Deutschen“ vermittelt, ist vielleicht die, durch einen vorgehaltenen Spiegel besser reflektieren zu können." Annika Glunz / taz