PAUL SPITTLER
Inszenierung | Theater | Lehre
REIGEN
von Arthur Schnitzler
Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
Premiere am 7. Dezember 2022
GRAF Glück? Bitt‘ Sie, Fräulein, Glück gibt’s nicht. Überhaupt gerade die Sachen, von denen am meisten g’red’t wird, gibt’s nicht… z.B. die Liebe. Das ist auch so was.
SCHAUSPIELERIN Da haben Sie wohl recht.
GRAF Genuss… Rausch… also gut, da lässt sich nichts sagen… das ist was Sicheres. Jetzt genieße ich… gut, weiß ich, ich genieß‘. Oder ich bin berauscht, schön. Das ist auch sicher. Und ist’s vorbei, so ist es halt vorbei.
SCHAUSPIELERIN Es ist vorbei.
Arthur Schnitzlers »Reigen«, eines seiner erfolgreichsten Bühnenstücke, kommt erst 20 Jahre nach seiner Entstehung zur Uraufführung und war einer der größten deutschsprachigen Theaterskandale. Er porträtiert die Sexualmoral der Wiener Gesellschaft des Fin de Siècle und spannt einen Bogen vom Proletariat zum Bürgertum und wieder zurück. Da begegnen sich etwa Dirne und Soldat, Ehemann und süßes Mädel, Schauspielerin und Graf – und dieser wieder der Dirne.
Was ist eine mögliche Lesart des »Reigen« heute? Wie können wir an einen skandalösen Text aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert über Sex, Macht und Begehren anknüpfen? Wie verorten sich Darsteller*innen heute in diesem Gefüge?
In der Werkstattinszenierung der ADK unter der Leitung von Paul Spittler und seinem Team bilden zehn von Sehnsüchten und Zwängen getriebene Figuren eine Gesellschaft, die sich selbst nicht entkommt – oder doch? Aus den mikrokosmischen Dialogen entsteht ein Kaleidoskop, ein Spannungsfeld von Sexualität und Macht, Lust und Kontrolle, von Frustration und Wollen.